Zur Erinnerung an Carola Burmeister(Seidel-Petrus)

Couple

Nimbus

Bei Kunst ist es inflationär
Ad hoc muss gleich der Nimbus her.
Doch oft ist´s wie mit teurem Wein-
Verdient er auch den Heil’ genschein?

Bevor du manches Kunstwerk siehst,
Ist gut, wenn du sorgfältig liest,
Was sich der Künstler so gedacht,
Indem er dieses Werk erbracht.

Und mancher, der laut klatscht, gesteht,
Dass er die Lesung nicht versteht,
Passt auf, dass er nicht geistlos stiert,
Ansonsten ist er fix blamiert.

Bilde dein Urteil ungerührt,
Kann sein, dass sich die Mehrheit irrt.
Hat ein gelung’ nes Werk Substanz,
Formiert sich selbst der Lichterkranz.

Der aufmerksame Nachbar

Die kleine Schnecke Stanislaus verrammelt sich im Haus. Wiese und Feld sind mir egal, ich gehe heut´ nicht raus.

So einfach läuft es nicht bei dir, gehst du nicht aus dem Haus. Der Nachbar fragt am Telefon: Dein Licht ging zeitig aus.

Die Rollläden sind jetzt noch zu, das Auto steht auch da, die Zeitung steckt im Briefkasten, das ist es, was ich sah.

Die Schnecke wird nicht hinterfragt, kriecht sie nicht aus dem Haus. Dein Nachbar ist von andrer Art, und hier kommst du nicht raus.
















Artgerecht !

Der schwarze Kater Miroslaw, Putzt sorgfältig den Bart, Legt sich danach am Hoftor hin – Sinniert auf seine Art.

Kein guter Morgen war das heut, Beim Futter lief ´s nicht glatt. Das Frauchen bot ihm Whiskas an, Doch er liebt Kitecat.

Noch kräftiger pfeift jetzt der Wind, Mir macht das etwas aus. Ich troll mich und verbring die Zeit, Im warmen Katzenhaus.

Dorfkater Fritz, mein bester Freund, Fängt noch immer Mäuse, Lebt in der Scheune frei und wild, Dafür hat er Läuse.

Des Nachmittags im Garten dann, Raschelt ein welkes Blatt. Der Miroslaw schaut flüchtig hin, Er ist bis oben satt.

Das kleine graue Etwas dort, Ist das nicht eine Maus ? Auf einmal zuckt´s in Miroslaw, Er fährt die Krallen aus.

Doch Frauchen ist für Sauberkeit, vergisst das Putzen nie. Brav zieht er seine Krallen ein Und sucht ein Leckerlie.

Lebensweise

Der Maulwurf schafft am Hügel,
Sieht vor sich einen Igel.
So immer untertage,
Ist das denn keine Plage?

Nein, sagt der Maulwurf munter,
Bei Dir ist es nur bunter.
Ich meide halt´ die Sonne, Grabe dafür mit Wonne.

Ich muss die Gräser tasten, Manchmal im Laube rasten. Nun, meint der Maulwurf leise,
Jeder lebt seine Weise.

Ich will die Erde fühlen,
In neuen Gängen wühlen.
Die Ruhe auch genießen
Und jetzt den Eingang schließen.  


Es ist vorbei, es kommt nicht mehr

Vergnügt im Blaubeerstrauch mein Bruder,
ein Spielfeld ist die ganze Welt.
Ich seh´ mich auf die Schaukel hüpfen –
und unser Rauhaardackel bellt.

Tage der Kindheit sind lang her,
es ist vorbei, es kommt nicht mehr.

Ein lauer Abend, feuchte Hände,
erste Berührungen ganz sacht.
Die Schwärmereinen endlos laufen,
auch die Enttäuschung, habe acht.

Tage der Jugend sind lang her, es ist vorbei, es kommt nicht mehr.

Gelenkprobleme, warme Kissen,
schwere Momente und Verlust,
viel Bücher, Bilder, schöne Träume,
neben Zufriedenheit auch Frust.

Rüstest zum Scheiden, fühlst dich leer,
es war doch gut, was willst du mehr?

Vorbei an sich ist nicht das Leben,
es wechselt irgendwann die Form.
Die andre Dimension, sie wartet,
das neue Sein beginnt von vorn.

Vorwort

Vorwort Während Frau Seidel-Petrus in ihrem ersten Buch „Verschmitztes- Nachdenkliches“ in Gedichten die Natur zum Leben erweckt und kleine Lebensweisheiten in Versen versteckt hat, kommen in diesem Buch Lebensabläufe und -planungen hauptsächlich in lustigen Kurzgeschichten (aber doch auch wieder in einigen Gedichten!) daher. Als Einleitung setzt sich Frau Seidel-Petrus selbstkritisch mit der Kunst auseinander und leitet dann mit einer kurzen, lustigen Begebenheit auf den „Lebensbereich Nachbarschaft“über. Es folgen sorgfältig beschriebene Beobachtungen aus dem Tierreich, wobei es dem Leser vorbehalten bleibt zu entscheiden, ob diese auf die menschliche Gesellschaft übertragbar sind. Frau Seidel-Petrus beschreibt verschiedene Lebensplanungen am Beispiel von Schritten, die zunächst beschleunigen und im Laufe des Lebens immer verhaltener werden, oder an Hand einer umgekehrten Metamorphose vom Schmetterling zur Raupe. Doch auch vielfältige andere Lebenssituationen werden sowohl in lustiger als auch besinnlicher Art beschrieben. Begleitet werden die Texte von umfangreichen, dem Inhalt entsprechenden Illustrationen. Seit sechs Jahren darf ich die Autorin bei ihrem Schaffen begleiten und ihre Geschichten erfüllen mich mit Freude, stimmen mich manchmal aber auch nachdenklich. Viel Spaß beim Lesen und beim Betrachten der Bilder!

                                      Uwe Burmeister, im Juli 2011

Buch Maulwurf

Leben und Leben lassen


Vollmondnacht und Schlafstörungen, bei mir gehört das oftmals zusammen! Übermüdet und widerwillig schlüpfe ich in den Hausanzug. Leise, damit mein Mann nicht aufwacht, greife ich den Schlüsselbund und gehe in den neu angelegten Steingarten hinter dem Haus. Sanft umspielt das Mondlicht die Buddhastatue und die kleinwüchsigen Kiefern. Vollmond und klarer Sternenhimmel! Unwillkürlich denke ich an das Gedicht „Mondnacht“ von Freiherr Josef von Eichendorff.

 

Aber da ist etwas, was Harmonie und absolute Stille unterbricht: Ein Geräusch, das ich nicht zuordnen kann. Nach einigen tastenden Schritten vorwärts offenbart sich die Bescherung . Am Gartenrand, nahe dem Wäscheplatz, schaut ein Maulwurf aus dem frisch aufgetürmten Haufen. Stimmt, gegen Mitternacht beginnt einer seiner Wachphasen! Der Maulwurf schien unbeweglich – wie paralysiert. Mondlicht und Solarleuchte ließen sein Fell blauschwarz schimmern. Am liebsten hätte ich ihn ärgerlich am Ohr gezupft – wie ein ungezogenes Kind. Doch da war ja keine Ohrmuschel!

 

„Ich heiße Grabinski,“ sprach er mich langsam, aber gut verständlich an. „ Der Wolterskamp ist mein Zuhause. Ich gehöre einer alt eingesessenen Maulwurfdynastie an, die in dieser Umgebung lebt und arbeitet.“  Um ihn besser verstehen zu können, gehe ich in die Hocke. „Mein Garten hier ist neu angelegt, weißt du.“  „Natürlich verstehe ich Dich“, antwortet er leise. „jedoch ich möchte auch leben. Und in der alten Heimaterde habe ich keinen Spielraum mehr“. Wie um seine Worte zu bekräftigen, hebt er die rechte Grabschaufel und meint: „Ich komme nicht mehr an genügend Insekten heran. Außerdem bin ich im Mai schon spät dran. Denn ich muss mir ein Revier schaffen und brauche viele Nahrungsgänge. Nicht daran zu denken, dass ich für den Winter noch Regenwürmer lagern muss“! „Gut, Vorratshaltung kann ich verstehen,“ bemerkte ich und streiche über meinen gerundeten Bauch. Nur wirst du bei mir im Garten nirgends durchkommen. Außer dem kleinen Flecken aus dem du herausschaust, ist der Steingarten mit Folie unterlegt. Wir sind oft unterwegs und mögen es pflegeleicht“. Grabinski guckt mich mit seinen kleinen Augen traurig an. „Stimmt, das ganze Kulturland bei euch Menschen ist eingeteilt, vermessen, mit Steinen umgrenzt, gepflastert oder mit Folie ausgelegt. Kaum noch Laub, alles so steril! Manchmal haben wir Mühe genügend Laubblätter zu finden, um unsere Nestkammer auszupolstern.“ „ Daran soll es nicht liegen“ ich packe einen Stapel Blätter von unserer Weinlaube zusammen und lege ihn vor Grabinski ab. Vorsichtig, sozusagen als Dankeschön, berührt er mich mit seiner rosa Schnauze. „Weißt du“, fährt er fort, „die Vorfahren haben mitgeteilt, dass rechts von dir im Garten gefährliche Lebewesen wohnen. Sie buddeln Fallen für uns in die Erde. Mein Großonkel ist dort vermisst und auch ein Cousin von mir ist nicht mehr in die Nestkammer zurückgekehrt. Auf der anderen Seite von deinem Garten verfolgt uns jemand mit Wasser – immerhin noch nicht mit Öl. Bei euch ist immer viel Krach und Musik. Doch daran habe ich mich schon gewöhnt. Leider habe ich mit Steinen und Folien keine großen Chancen!“ – „Pass auf“, antworte ich. „ Von hier aus gesehen gerade aus ist ein großes, abwechselungsreiches Gelände. Dort gibt es auch Bäume und Laub. Versuch auf diesem Platz dein Glück“. „Gut, dann muss ich auf Eulen und Mäusebussarde achten; wenigsten gibt es da keine Haushunde. Wir Maulwürfe sind auch nützlich. Und keine wahrhaft furchtbaren Raubtiere, wie ein Herr Brehm bei euch schrieb, selbst wenn wir 44 Zähne haben“. Höre zu“, sagte ich abschließend. Ich richtete mich auf, denn die gebückte Haltung tat mir im Kreuz schon weh. „ Beim nächsten Vollmond treffen wir uns hier wieder, Du schaust dich nach meinem Rat in diesem Gelände um – und entscheidest, ob du dir dort ein Revier anlegen kannst. Sollte es nicht klappen, so werde ich dir helfen.“

 

Das Leben mit seinen vielfältigen Aktivitäten hatte mich wieder eingeholt. Dank des nächtlichen Fernsehprogramms hätte ich das Date für die nächste Vollmondnacht beinahe vergessen. Ich kam verspätet in den Garten, Gabinski wartete schon. Er wirkte zierlicher und zerbrechlicher. „Weißt du,“ meinte er, „ich habe abgenommen. Diäten halten wir Maulwürfe nicht durch“. Seine kleinen Augen wirkten resigniert. „Mehr als einen Meter tief können wir nicht graben. Das Gelände, dass du meinst ist für uns versperrt. Im Erdreich steckt eine tiefe Betonwand. „Gabinski, ich halte mein Versprechen. Natürlich will ich meinen Garten so behalten wie er ist – aber du sollst auch leben. Mein Vorschlag: Du vertraust Dich mir an. Ich nehme dich in einen Eimer und bringe dich auf die große Wiese, die meinem Freund gehört. Dort hast du keine Feinde – nur Kühe die friedlich sind und wenig Krach machen.“ Noch etwas unsicher, aber mit Vertrauen, kroch Grabinski in den kalten glatten Eimer.

 

„Darf ich dich einmal anfassen,“ fragte ich, Der Mond schien auf sein seidig weiches Fell als ich Grabinski berührte. „Leb wohl und alles Gute“ wünschte ich, als ich ihn am Rand der Wiese absetzte. Und er hob zum Abschied noch einmal seine beeindruckende Grabschaufel.

 

Nach einer Woche kam ich an der Wiese vorbei. Grabinki war augenscheinlich schon sehr aktiv; Immerhin kann er sieben Meter pro Stunde schaffen. Aber etwas wehmütig bin ich auch; Vor allem wenn ich daran denke: Mit wem unterhalte ich mich in der nächsten Vollmondnacht?

Land der Weite ….

Land der Weiden und der Kühe,

sattes Gras, ein schlafend´ Rind.

Zahllos hocken Maulwurfhügel,

und darüber streicht der Wind.

 

Land der Deiche und der Schafe,

mittendrin ein spielend´ Kind.

Löwenzahn blüht auf den Wiesen.

und darüber streicht der Wind.

 

Land der Fische und des Wassers,

Meeres Luft, würzig und lind.

Möwen ziehen ihre Kreise,

und darüber streicht der Wind.

Der Frühling beginnt

Der Horizont wird heller,

der Puls des Lebens schneller.

Und auf den Feldern schimmert

das erste Grün.

 

Der Sonne Strahlen wärmen,

im Park die Kinder lärmen.

Und aus dem Rasen blinzeln

kleine Veilchen.

 

Die Schäfchenwolken ziehen,

selbst dunkle Träume fliehen.

Und auch die Seele atmet

die laue Luft.

 

Bäume und Sträucher treiben,

helle Gedanken bleiben.

Und bei den Weiden tänzeln

gelbe Falter.

 

Die wilden Tauben gurren,

flinke Insekten surren.

Und in den Herzen klingt es:

Frühling beginnt



Neubeginn

Die Sonne küsst die Erde warm,

vereinzelt Amseln singen.

Ein sattes Grün durchzieht die Flur,

und will den Frühling bringen.

 

Das Farbspiel fängt von neuem an,

Wind umspielt die Bäume lau.

Des Himmels Grau scheint weggewischt.

Zaghaft kommt das erste Blau.

 

Der Krokus strahlt in gelborange,

ist manchmal noch gefaltet.

Auch du spürst diesen Neubeginn.

Manch´ Sorgen sind veraltet.

 

Die Erde sieht nach Wachstum aus,

der Maulwurfhügel locker.

Und aus dem grünen Teppich blickt

die Primel gelb und ocker.

 

Die ganze Welt schreit Neubeginn.

Die Tulpen blühen wieder.

Du denkst an zartes Flötenspiel

und alte Frühlingslieder.

Kontakt

Uwe Burmeister
Wolterskamp 34
25524 Itzehoe
Telefon: 04821-84595
eMail: info(ät)uwe-burmeister.de

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